Die Idee zu unserem Verein entstand nach der Fasnacht 1995
Die Guggenmusik Zytgloggeschränzer aus Wangen an der Aare wählte für die Fasnacht '95 das Motto "Schottland". Vier Schränzer erklärten sich bereit, für die Fasnacht das
Dudelsackspielen zu erlernen. Im Internet wurden vier billige, pakistanische Dudelsäcke bestellt. Bereits nach kurzer Zeit trafen diese in Wangen ein. Die Spannung war gross, ob überhaupt einer
der Schränzer einen Ton aus diesem Musikinstrument bringen würde. Schon bald stellten sie fest, dass das Spielen auf einem Dudelsack gar nicht so einfach ist. Doch die Vier liessen sich nicht
entmutigen und passten die Säcke ihren Bedürfnissen an. Nach einem Jahr intensiven Übens spielten sie die zwei Lieder „Amacing Grace“ und „Scotland the Brave“. Zwar wurden die Lieder nicht
fehlerfrei gespielt, aber die Freude der vier Musikanten und der Zuhörer entschädigte die Fehler. Drei der Schränzer fanden an der schottischen Musik so viel Spass, dass sie diese auch nach der
Fasnacht weiter pflegen wollten. Schon bald wurde die Gruppe grösser, und die Bag-Pipers of Wangen a/A wurden am 1. April 1995 im Restaurant Stadtgarten in Wangen gegründet.
Im Anschluss an die Gründung traf man sich einmal pro Woche zum Üben. Das Proben zeigte uns, dass das Dudelsackspielen viel Ausdauer und Übung verlangt. Schon bald wurde die Bevölkerung von
Wangen und der Umgebung auf den Club der lustigen "Schotten" aufmerksam. Am 6. November 1995 hatten wir den ersten offiziellen Auftritt. Wir spielten an der Geburtstagsfeier von Ursula Lüthi, der
Wirtin des Restaurants Gambrinus in Wangen. Das war unser erster Erfolg. Zwei Tage später hatten wir bereits den nächsten Auftritt. Wir trugen immer noch die Kleider der Guggenmusik und es sah
ziemlich zusammengewürfelt aus. Es war bald klar, dass wir eine einheitliche Uniform anschaffen mussten, da die Auftritte zum Erfolg wurden und immer mehr Anfragen ins Haus flatterten. Also sahen
wir uns nach der Bekleidung und deren Zubehör um und wurden bei MacLeod Highland Supplies in Glasgow, Scotland, fündig. Da wir längere Zeit auf der Suche nach einem Probelokal waren und nicht
fündig wurden, stellte uns der damalige Präsident, Ernst Leisi, die notwendige Räumlichkeit in Attiswil zur Verfügung. Heute üben wir im "Bunker" (ehemaliges Notspital) im Keller des Schulhauses
in Wangen.
„Man bläst mit dem Arm“
Ernst Leisi aus Attiswil ist der Major der „Bagpipers of Wangen“
Ernst Leisi aus Attiswil dudelt täglich, damit er im Training bleibt. Getreu dem damaligen Fasnachtsmotto „Schotte“, machte er 1994 Ernst mit dem Dudelsackspielen, und letztes Jahr wurden die „Bagpipers of Wangen“ gegründet. Ausgrabungen in Ägypten belegen, dass dort bereits vor 4000 Jahren gedudelt wurde.
CATHARINA ILARDO
In unseren Breitengraden ist der Dudelsack kein alltägliches Instrument. Dennoch erfordert dieses Blasinstrument tägliches Training. „Die Muskulatur muss erhalten bleiben, sonst bleibt dem Sackpfeifenspieler bald einmal die Luft weg“, erklärt Ernst Leisi aus Attiswil. Schliesslich muss der Sack mit rund acht Litern Luft gefüllt und während des Spielens kontinuierlich aufgefüllt werden. Der Luftdruck im Sack beträgt 1.5 bis 2 Bar. Eigentlich sei der Dudelsack schnell beschrieben: „Das ist der Dudel und das ist der Sack“, sagt Leisi und deutet auf Spielpfeife und Luftsack.
Schwer einzuordnen
Es ist schwierig, den Dudelsack einer bestimmten Instrumentengruppe zuzuordnen. Er bildet den Übergang zwischen den Blasinstrumenten und den Instrumenten mit künstlicher Winderzeugung. Von der
Tonerzeugung her rechnet man ihn zur Familie der Holzblasinstrumente, im speziellen zu den Rohrblattinstrumenten (Klarinetten, Oboen). Da aber die Spiel- und Bordunenpfeife nicht direkt – mit dem
Mund – angeblasen werden, sondern mittels Armdruck die Luft aus dem Sack in die Spielflöte befördert wird, könnte man den Dudelsack ebensogut zu den Instrumenten mit künstlicher Winderzeugung
(Orgel, Harmonium) rechnen. „Man bläst die Luft mit dem Arm vom Sack weg“, erklärt Ernst Leisi diese Technik.
Dudelsack im Selbststudium
So schwierig es ist, das Instrument einzuordnen, so schwierig sind auch seine Benutzung, Beschaffung und Herkunft. Die Instrumente werden in Schottland eingekauft wie ihre Ersatzteile, die alle
handgefertigt sind. Das Spielen wird autodidaktisch oder durch die Unterstützung anderer „Pipers-Groups“ im Selbsthilfeprinzip erlernt. Zwei Jahre dauerte das Selbststudium, bis Ernst Leisi und
seine „Pipers“ Kenntnis von einer der zehn Schweizer „Pipers“ erhielten und Gebrauch machen konnten. Der Dudelsack ist entgegen der landläufigen Meinung jedoch keine schottische Erfindung. Seine
geschichtlichen Spuren reichen vielmehr 4000 Jahre zurück. Ausgrabungen in Ägypten brachten „Reeds“, einfache Rohrblättchen (Klangerzeuger) in derselben Form zutage, wie sie heute noch in den
Pfeifen aller Dudelsäcke verwendet werden.
Es gibt auch Dudel ohne Sack
Überlieferung und Rekonstruktion ergeben ein Instrument, das aus einem Chanter (Melodienflöte) und einer Drone (Bordunenpfeife) bestand. Beide wurden ohne Sack zusammen mit dem Mund gespielt.
Genau das gleiche System, allerdings mit zwei Dronen mehr, wird heute noch auf Sardinien gespielt. Ein Dudel – ohne Sack. In Spanien hingegen ist die „Gaita Gallego“ bekannt, und in Osteuropa
nennt sich das Instrument „polnischer Bock“.
Klar ist, dass der schottische Dudelsack als Hirteninstrument gebraucht wurde und daher auch nicht als Hausinstrument geeignet ist. Zu Beginn des letzten Jahrhunderts wurde dieses Instrument in
Schottland in das Militär integriert.
Wie kommt man auf die Idee, Dudelsack zu spielen? Ernst Leisi wollte dieses Instrument bereits als Kind lernen. Mangels Möglichkeiten rückte sein Traum in den Hintergrund, dafür absolvierte er
einen Jungbläserkurs. Als aktiver Fasnächtler spielte er dann bei den „Zytgloggeschränzer“ aus Wangen mit.
„Wenn schon, dann richtig“
Im Jahr 1994 löste ein Fasnachtsmotto den entscheidenden Schritt aus. Das Motto „Schotte“ stand zur Auswahl und Ernst Leisi fand, wenn schon Schotte, dann richtig. Mit vier Kollegen übten sie
sich im Dudelsackpfeifen und hielten mit den restlichen „Schränzern“ mit.
„Die ersten Versuche genügten gerade für einen Fasnachtsbeitrag“, erinnert sich der heutige „Bagpiper“-Präsident. Doch dann folgten Tage, Wochen und Jahre des harten Kämpfens. Alles musste
erkannt, erlernt und beherrscht werden. Von der Blastechnik bis zur Instrumentenpflege und der Materialbeschaffung.
Die „Pipers“ im „Leslie-Look“
Ein wichtiges Detail war die Kleidung. Der Stoff wurde in Schottland bestellt, die „Pipers“ entschieden sich für den „Leslie-Clan“. Das Karomuster weist darauf hin. Jeder Clan hat seine
bestimmten Farben und die Anzahl eingewobener, farbunterschiedlicher Garne bestimmt die Zugehörigkeit. Siebeneinhalb Meter Stoff wird pro Person gerechnet. Die Kleider wurden selbst genäht und
das Ergebnis ist eine Mischung aus ziviler und militärischer Herkunft. Der Hut entspricht einem zivilen, die Kleidung einem militärischen Spieler.
Doch auch ohne traditionelles Schottenkleid erinnert der Jurasüdfuss-Bewohner an einen Highländer. Gross, blond, mit Schnauz und sehr willensstark. Es war wohl die letzte Eigenschaft, welche ihn
bei der Vereinsgründung zum Präsidenten werden liess.